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Museen und Institutionen in Spanien

Die spanische Museumslandschaft zum Thema Bürgerkrieg und Franco-Diktatur ist überschaubar. Vor allem im Baskenland wird die problematische Vergangenheit zur Ausstellung gebracht. Staatliche und zivilgesellschaftliche Aufarbeitungsinstitutionen bemühen sich um die Aufklärung der Repression.

In einem abgedunkelten Zimmer im Friedensmuseum von Gernika wird die Vergangenheit wieder lebendig. Ein Kalender zeigt den 26. April 1937 an. Es ist Montag, Markttag, 16:30 Uhr. Eine Wanduhr schlägt die Stunde. Der Bombenangriff beginnt, Sirenen heulen. Beeindruckend wird der Luftangriff der deutschen Legion Condor, der die baskische Kleinstadt im Bürgerkrieg nahezu vollständig zerstörte, nachgestellt. Das 1998 gegründete Museum war das erste in Spanien, das sich mit der Bürgerkriegsproblematik auseinandersetzte. Auch das neueste Museum zur Aufarbeitung der problematischen Vergangenheit Spaniens, das 2021 eröffnete Erinnerungszentrum für die Opfer des Terrorismus, ist im Baskenland angesiedelt. In der Hauptstadt Vitoria-Gasteiz wird hier vor allem der ETA-Terror, der Spanien seit der späten Franco-Ära bis in die erste Dekade des 21. Jahrhunderts heimsuchte, thematisiert.

Im scharfen Gegensatz zu diesen Museen stehen die Pilgerorte von Diktatur-Nostalgikern und Bürgerkriegsheiligtümer des Franco-Regimes, allen voran das "Tal der Gefallenen" in der bei Madrid gelegenen Sierra de Guadarrama. 150 Meter hoch reckt sich hier ein Steinkreuz über ein in den Fels gesprengtes Tonnengewölbe, der Basilika, in der der Diktator auf eigenen Wunsch nach seinem Tod bestattet wurde. 2019 wurde er auf Geheiß der PSOE-Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez exhumiert und in einer Familiengruft beigesetzt. Eine ähnlich vorsichtige Umdeutung erhielt der Alcázar von Toledo. In dieser Festungsanlage widerstand die nationalistische Garnison zwei Monate den Angriffen und Bombardierungen des republikanischen Militärs, bis sie durch ein Entsatzheer unter Befehl von General Franco befreit wurde. Zog 1998 die Bibliothek Kastilien-La Mancha in das Obergeschoss ein, so wurde die diktaturnostalgische Ausstellung im Erdgeschoss nach einer vorsichtigen Umdeutung in das 2010 eröffnete Heeresmuseum integriert.

Eine dritte Säule der institutionellen Erinnerungskultur in Spanien bilden Aufarbeitungsinstitutionen wie das Dokumentationszentrum der historischen Erinnerung (CDMH) in Salamanca sowie die Vereinigung zum Wiedererlangen des historischen Gedächtnisses (ARMH) in Ponferrada. Das CDMH erwuchs aus der ehemaligen Datensammelstelle des Franco-Regimes, die schon während des Bürgerkriegs Informationen über Republikaner und sonstige Systemfeinde bündelte, um sie nach Ende des Krieges durch Militärtribunale verurteilen zu lassen. 1979 wurde die mittlerweile zahnlose Behörde dem spanischen Kulturministerium unterstellt, das einen langfristigen Umbau zu einer Forschungs- und Aufarbeitungsinstitution einleitete. Die zivilgesellschaftliche ARMH wurde im Jahr 2000 von Emilio Silva gegründet und bemüht sich um die Exhumierung und Identifizierung von namenlosen Bürgerkriegsopfern in den zahllosen Massengräbern des Landes.

Museen und Institutionen in Portugal

Die Museumslandschaft in Portugal ist noch immer stark von den historischen Anfängen und Sternstunden der eigenen Geschichte geprägt. Erst jüngst ist durch das Engagement der Zivilgesellschaft auch die problematische Zeitgeschichte in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt worden.

Große krakeelende Menschenmengen, die noch immer ostentativ die Hände zum „römischen Gruß“ erheben – wie dies zuweilen in Spanien und Italien zu beobachten ist –, ist in Portugal die Ausnahme. Dennoch können derartige Entgleisungen in kleinerem Rahmen im Provinzstädtchen Vimieiro nahe Coimbra, der Geburts- und Begräbnisort des ehemaligen Diktators António de Oliveira Salazar, beobachtet werden. Sowohl am Geburtstag als auch am Todestag des Diktators pilgern vereinzelte Saudosistas (Nostalgiker) zum Friedhof des Diktators und verwandeln das beschauliche Dorf in ein kleines Predappio. In dieses Bild passt auch das an Salazars Grab angebrachte Epitaph, das vielmehr eine hagiographische Darstellung als eine kritische Reflexion der historischen Person darstellt. Zu einem Zankapfel wurde das ebenso in Vimieiro befindliche Geburtshaus Salazars. Es sollte in ein Museum umgebaut werden. Das Vorhaben rief jedoch schon seit den ersten Planungen im Jahre 1989 massive Proteste vor allem der linken politischen Kräfte in Portugal hervor. Auch Konzessionen wie die Umwandlung des Geburtshauses in ein „Dokumentationszentrum des Neuen Staats“, in welchem vor allem auch die diktatorische Natur des Regimes betont werden sollte, erzielten bis dato keinen Konsens.

Im diametralen Gegensatz zur inoffiziellen und in ihrem Personenkreis eher begrenzten Salazar-Verehrung steht die offiziell eingetragene zivile Bewegung „Löscht die Erinnerung nicht!“ (NAM). Die NAM formierte sich am 5. Oktober 2005 als Reaktion auf den Verkauf des ehemaligen Hauptquartiers der politischen Polizei der Salazar-Diktatur in Lissabon. Das Versäumnis des portugiesischen Staates, den Ort der diktatorischen Verbrechen als Mahnmal zu nutzen, mobilisierte insbesondere den politischen Willen der ehemaligen Opfer und Oppositionelle der Diktatur. Aus dem zunächst spontanen Zusammenschluss erwuchs eine Organisation mit festen Strukturen, die zu einer wichtigen Konstante der institutionellen Erinnerungsarbeit in Portugal geworden ist. Seit ihrer Gründung hat die NAM zahlreiche Projekte zur Aufarbeitung der Diktatur und zur Würdigung des 25. Aprils angestoßen: Hierzu zählen Museumsprojekte, Monumente und Plaketten zur historischen Kontextualisierung wichtiger Erinnerungsorte im Kontext der Diktaturaufarbeitung.

Ganze 50 Jahre sollte es dauern, bis am 25. April 2015 das erste Museum zur Aufarbeitung der Salazar-Diktatur geschaffen wurde. Als bauliche Grundlage diente der Gebäudekomplex des zwischen 1928-1965 betriebenen Gefängnis Aljube für politische Gefangene inmitten Lissabons. Die Umsetzung des Aljube-Museums war nicht von staatlicher Seite initiiert worden, sondern musste vielmehr von zivilgesellschaftlicher Seite hart erkämpft werden. Zu den instrumentellen Akteuren zählten etwa die NAM und der damalige Lissaboner Bürgermeister und gegenwärtige Premierminister Portugals, António Costa. Im Zentrum der Dauerausstellung des Aljube-Museums steht der erbitterte Kampf des Widerstands gegen die Diktatur. Aber auch die Ideologie des Salazarismus, der portugiesische Kolonialkrieg und die demokratiebringende Nelkenrevolution werden im Museum multimedial und ansprechend vermittelt. 2019 folgte die Musealisierung eines weiteren politischen Gefängnisses des „Neuen Staats“ in der Festung Peniche in der gleichnamigen Küstenstadt nördlich von Lissabon. Dass die Macher des neuen Musems in Peniche vom Beispiel Aljube gelernt hatten, ist in der Dauerausstellung von Peniche eindeutig wiederzuerkennen.